Nachhaltigkeit von Ladungsträgern – Kunststoff oder klassische Holzpalette?

Können Kunststoffe eine Revolution der Transportindustrie darstellen?

11.11.2021 Autoren: Dominik Hämmerer & Martyna Gren-Bryja

Paletten aller Art sind heutzutage der manifestierte Grundbaustein der Transportbranche. Nahezu alle Verbrauchsgegenstände, wie z.B.: Lebensmittel werden als palettierte Güter versendet. Daher sind sich Unternehmen aus Produktion und Handel der Schlüsselrolle von Paletten im Frachtmanagement natürlich bewusst. 

Die Bedeutung der Palette

Schon seit Jahrzehnten dienen vor allem Holzpaletten als Basis einer erfolgreichen Transportkette, da diese das Umschlagen der Güter so einfach wie möglich gestalten. 

Daher sind die Paletten im Transport und in der Lagerung von Behältern und Produkten nicht mehr wegzudenken. Natürlich gibt es diverse Ausfertigungen und Abmessungen von Paletten, damit jedes Transportgut so passend wie möglich transportiert werden kann. In Zeiten des Klimaschutzes und der immer stärker nachhaltigeren Lebensweise der Menschen muss man sich allerdings die kritische Frage stellen, ob Holzpaletten noch am Zahn der Zeit sind, oder ob es nicht vielleicht einen geeigneteren Rohstoff gibt.  

Gerade wenn es um das Thema der Wiederverwertbarkeit geht, haben Kunststoffpaletten im Vergleich zu herkömmlichen Holzpaletten die Nase vorne. Vor allem, weil es sich bei Holz um einen Rohstoff handelt, der vergleichsweise schnell abgenutzt wird. Vor allem, wenn man bedenkt, welcher Last diese Paletten tagtäglich ausgesetzt sind. Dazu muss man allerdings auch erwähnen, dass es diverse Unternehmen gibt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, primär alte, verschlissene Holzpaletten zu „recyceln“. 

 

Welche Palette ist denn nun die bessere? Die Holzpalette, oder hat die Kunststoffpalette bereits die Nase vorne? 

Einer der wichtigsten Faktoren in der Logistik und auch in anderen Dienstleistungssegmenten ist logischerweise der Preis, die Anschaffungskosten und der damit einhergehende Konkurrenzdruck. Derzeit können wir einen deutlichen Preisanstieg bei Holzpaletten beobachten. Dennoch sind sie immer noch billiger als Kunststoffpaletten. 

Mit jedem Tag, an dem die Preise steigen, wird die Differenz jedoch kleiner. Es lohnt sich, über einige Argumente nachzudenken, die in der Kostenanalyse oft übersehen werden und die eine Kunststoffpalette in ein viel attraktiveres Licht rücken. Die Überprüfung der Ausgaben während des Betriebsvorgangs zeigt, dass die Kosten für die Verwendung von Holzpaletten nach einem Jahr dem Einkaufspreis ihrer Gegenstücke aus Kunststoff entsprechen, was im Umkehrschluss heißt, dass Kunststoffpaletten auf lange Sicht das bessere Investment darstellen. 

Die Haltbarkeit einer Kunststoffpalette ist allgemein bekannt, während die Haltbarkeit einer Holzpalette manchmal künstlich verlängert wird, wie oben bereits beschrieben. Erfahrungsgemäß „lebt“ eine Kunststoffpalette mindestens 10 Jahre. Eine Holzpalette schafft es, ohne Reparaturen, selten über eine Lebensdauer von einem Jahr hinaus, was aus ökologischer Sicht natürlich ein riesiges Manko darstellt. 

Gewicht und Tragfähigkeit 

Der zweitgrößte Vorteil, der Kunststoffpaletten auszeichnet, ist das geringe Gewicht der Kunststoffpalette bei vergleichbarer statischer und dynamischer Tragfähigkeit. Sie sind, bei gleichen Abmessungen, doppelt so leicht wie Holzpaletten. Das geringere Gewicht der Paletten reduziert die Logistik- und Transportkosten geringfügig. Das Fehlen von überstehenden Nägeln oder Splittern erhöht zusätzlich die Sicherheit beim Arbeiten mit Paletten. Außerdem zeigt die Praxis oftmals, dass LKW-Fahrer häufig lieber mit Kunststoffpaletten hantieren, da dies durch das deutlich leichtere Gewicht zu weniger Strapazen im Lendenwirbelbereich führt.  

 

 

Hygiene und Reinigung 

Kunststoffpaletten sind viel einfacher zu reinigen, sie können ohne große Bedenken gewaschen und desinfiziert werden, so kann die Schimmelgefahr nahezu eliminiert werden, was vor allem in der Lebensmittellogistik extrem hilfreich ist. 

So arbeitet zum Beispiel die Firma Unilever seit Jahren ausschließlich nur noch mit Kunststoffpaletten. Es reicht aus, sie zu waschen, um bestimmte Anforderungen in der Lebensmittellogistik zu erfüllen. Holzpaletten hingegen müssen zusätzlichen thermischen oder chemischen Behandlungen unterzogen werden, was die Kosten ihrer Wiederverwendung erhöht. Die Verwendung kontaminierter Paletten hat sehr kostspielige epidemiologische Folgen. Außerdem leidet das Holz deutlich unter den notwendigen Behandlungen. 

Prozesssicherheit, Größenvielfalt und Qualitätsstandards 

Automatisierte Lager und Distributionszentren werden immer beliebter. Die Verwendung von Holzpaletten bringt die Gefahr der Beschädigung des Trägers mit sich. Jeder Defekt und jede Ausfallzeit führt zu horrenden finanziellen Verlusten des Unternehmens. 

Ein wichtiges Element, das Kunststoffpaletten auszeichnet, ist die Gewährleistung von Abmessungen und deren Vielfalt, die auf die Bedürfnisse der Betreiber zugeschnitten sind. Es können Paletten mit Standard-EURO- und ISO-Abmessungen, aber auch Kunststoff-Viertelpaletten oder -Halbpaletten hergestellt werden, die sich perfekt in das Kundendienstsystem einfügen. 

Es ist möglich, spezielle Rohstoffmischungen zu konstruieren, die sich beispielsweise bei sehr schwierigen Bedingungen und niedrigen Temperaturen bewährt haben. Dank der Automatisierung durch Computer in modernen Lagersystemen und neuer Technologien ist es möglich, den Palettenumlauf genau zu überwachen. Viele Unternehmen haben in der Vergangenheit die Relevanz von Paletten unterschätzt. Heutzutage ist es allerdings fast notwendig für jede renommierte Spedition eine eigene Palettenabteilung zu haben, da das nicht Überwachen des Palettenflusses zu hohen Verlusten führen kann. 

Nutzung und Ökologie 

Es darf auch nicht vergessen werden, was mit einer Palette passiert, wenn sie für die weitere Verwendung nicht mehr geeignet ist. Eine Plastikpalette wird nicht wie Holz zu nutzlosem Abfall, der die Umwelt verunreinigt. Im Gegenteil, Kunststoffpaletten sind nahezu zu 100 % recyclebar und können zur Herstellung neuer Paletten oder anderer Kunststoffprodukte verwendet werden. 

Welche Nachteile bringen Kunststoffpaletten mit sich? 

Wenn es um die Nachteile von Kunststoffpaletten geht, gehört der Preis definitiv dazu, obwohl er, wie wir gezeigt haben, nicht den Kosten entspricht und sich auf langer Sicht auch wieder relativiert. 

Die Haltbarkeit hängt vom Material aus dem sie bestehen, sowie der verwendeten Stärke und Form ab. Sie haben auch keine zu hohe Beständigkeit gegen Verformung unter dem Einfluss übermäßiger Belastung. 

 

Handling

Besondere Vorsicht ist beim Umgang mit Kunststoffpaletten in Lagerhallen geboten. Sie können auf einem Gabelstapler, auf Durchlauf- und Schieberegalen gleiten, da die Kunststoffoberfläche häufig deutlich rutschiger ist als die von normalen Holzpaletten. Diese Gefahr entsteht, wenn die Paletten nass sind.  

Kunststoffpaletten eignen sich perfekt für den Export in Länder, die die Einhaltung des ISPM-Standards in Bezug auf Holzpaletten erfordern. 

Der Einsatz von Kunststoffpaletten stellt sehr oft eine Änderung der Gewohnheiten und Standards in der Logistik dar. Natürlich wird es einige Zeit dauern, bis die Holzpalette durch ein Gegenstück aus Kunststoff ersetzt werden kann. Allerdings lohnt es sich heute einen genaueren Blick auf die Betriebskosten zu werfen, denn wie man auf Dauer sieht, ist die Rentabilität von Holzpaletten nicht so hoch, wie die von Kunststoffpaletten.  

 Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass beide Ladungsträger ihre deutlichen Vor- und Nachteile haben. Allerdings sollte klar sein, dass aus ökologischer, hygienischer und wirtschaftlicher Sicht Kunststoffpaletten die Nase gegenüber herkömmlichen Holzpaletten deutlich vorne haben. Auch wenn diese in der Anschaffung deutlich teurer sind, relativiert sich der Preis über die Dauer der Nutzung. Natürlich ist es auch klar, dass der Umbruch nicht von heute auf morgen stattfinden kann. Es handelt sich hierbei um einen Prozess, der die Logistik- und Transportbranche noch viele Jahre weiter begleiten wird. 

 

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